Die „Rheinstraße" (lateinisch: „Via Rheni“) ist eine historische Fernstraße zwischen Ulm und Speyer, die im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte. Anders als der lateinische Name vermuten lässt, handelt es sich hierbei nicht um eine der bekannten römischen Militärstraßen, wenngleich große Abschnitte mit Sicherheit auch von den Römern und teilweise wohl auch in vorrömischer Zeit genutzt wurden. Im Herzstück dieser Straße in den Landkreisen Tübingen und Böblingen und dem früheren Landkreis Leonberg ist diese Straße heute noch bekannt und auf einigen Karten mit dem Namen „Rheinsträßle“ oder manchmal „Heerstraße“ versehen. Sie ist in vielen Abschnitten noch immer als Feld-/Waldweg bzw. als Straße in Gebrauch. Sie hat an sich jedoch ihre Bedeutung mit dem aufkommenden Straßen- und Wegebau im 18. Jahrhundert verloren und ist deshalb in der heutigen Landschaft kaum noch als diese ehemals bedeutende Fernstraße wahrnehmbar.



Via Rheni im Schönbuch bei der Schnapseiche am 15.02.2015Via Rheini im Schönbuch bei der Schnapseiche am 15.02.2015. Trotz Schnee gut zu sehen der rechte Straßengraben. Im Schönbuch ist an einigen Stellen eine bewusste bauliche Anlage der Rheinstraße zu erkennen, der überwiegende Teil scheint jedoch teils zwischenzeitlich verfallen, teils "wild" entstanden zu sein.

Rheinstraße / Via Rheni


Die „Rheinstraße" (lateinisch: „Via Rheni“) ist eine historische Fernstraße zwischen Ulm und Speyer, die im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte. Anders als der lateinische Name vermuten lässt, handelt es sich hierbei nicht um eine der bekannten römischen Militärstraßen, wenngleich große Abschnitte mit Sicherheit auch von den Römern und teilweise wohl auch in vorrömischer Zeit genutzt wurden. Im Herzstück dieser Straße in den Landkreisen Tübingen und Böblingen und dem früheren Landkreis Leonberg ist diese Straße heute noch bekannt und auf einigen Karten mit dem Namen „Rheinsträßle“ oder manchmal „Heerstraße“ versehen. Sie ist in vielen Abschnitten noch immer als Feld-/Waldweg bzw. als Straße in Gebrauch. Sie hat an sich jedoch ihre Bedeutung mit dem aufkommenden Straßen- und Wegebau im 18. Jahrhundert verloren und ist deshalb in der heutigen Landschaft kaum noch als diese ehemals bedeutende Fernstraße wahrnehmbar.

 

Historie


Die Rheinstraße ist Teil der Königsstraße von Italien und von Augsburg und Ulm nach Worms und Speyer. Auf dem zentralen Stück dieser Route verlief zeitweilig auch die Handelsstraße von der Ostschweiz, dem Bodensee, Zürich und den Städten im Oberland (z.B. Rottweil, Villingen) zur Frankfurter Messe. Diese letztere Route verlief über Herrenberg, Weil der Stadt und Pforzheim und wurde für kurze Zeit (ca. 1460 bis 1510) über Ehningen, Dagersheim, Leonberg und Vaihingen/Enz umgelenkt.

Der Name „Rheinstraße“ betont die Wichtigkeit dieser Straße für den Bereich der o.g. Landkreise. Teile dieser Region gehörten damals zum Bistum Speyer (= am Rhein) und gehörten noch Mitte des 19. Jahrhunderts zur Diözese Speyer [23].

Als Königsstraße war die Via Rheni „Geleitstraße“. Zur Zeit der fränkischen und nachfolgenden Kaiserzeit waren solche Straßen Eigentum des Herrschers. Der König hatte das Recht, auf ihnen Zoll zu erheben und Geleit zu geben oder diese beiden Rechte weiterzuverleihen.

Im Jahre 965 traf Otto der Große, von Pavia in Oberitalien kommend, mit seinen Söhnen, König Otto II. und Erzbischof Wilhelm von Mainz, bei Heimsheim (an der damaligen schwäbisch-fränkischen Grenze [15]) zusammen. Obwohl nirgends ein offizieller Hinweis auf den Weg, den er nahm, gegeben ist, ist auch aufgrund einer Überlieferung mit Sicherheit anzunehmen, dass er auf der Rheinstraße gereist ist („Kaiser Otto stiftet den Markt zu Mauren“).

Im Jahr 1363 verlieh Papst Urban V. der Kirche St. Pelagius von Mauren Ablass für ihre Besucher [1]. Seitdem bis zur Reformation war diese Kirche eine weithin bekannte Wallfahrtskirche. Dies lässt der große, heute noch vorhandene Bau, der um 1460/70 anstelle einer Kapelle auf diesem kleinen Gut entstand, leicht erahnen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Pilger muss die Rheinstraße genutzt haben.

Einzelne Funde in Sichtweite dieser Straße (Stelle westlich von Holzgerlingen [2] [3], Hügelgräber südwestlich von Böblingen) lassen den Schluss zu, dass diese Altstraße zumindest in Abschnitten möglicherweise bereits in keltischer Zeit genutzt wurde. Denkbar ist, dass es sich bei der Rheinstraße - vielleicht sogar in ihrer gesamten Länge - um einen vorgeschichtlichen Urweg [19] handelt. Mit Sicherheit haben auch die Römer große Abschnitte dieser Straße genutzt, jedoch nur kleine Abschnitte befestigt. Sie muss ihnen deshalb wahrscheinlich als kommunale Straße (via principalis) gegolten haben, denn in der römischen Fernstraßenkarte, der Peutingerschen Tafel, ist sie nicht verzeichnet, auch nicht mit dem langen Abschnitt der Albquerung. Anders die parallel verlaufende (namenlose) Römerstraße vom Kastell Köngen (Grinario), Kreis Esslingen, nach Augsburg (Augusta Vindelicorum) wie auch die querende Römerstraße Neckar-Alb-Aare von Köngen über Rottenburg am Neckar (Sumelocenna) nach Rottweil (Arae Flaviae) und die (namenlose) Römerstraße von Stuttgart - Bad Cannstatt über Leonberg und Rutesheim nach Pforzheim (Portus).
 

Verlauf (Karte)

Verlaufs-Varianten (Karte)

Trassen im Waldgebiet von Dagersheim

Warmbronner Hohlwege und verkehrslenkende Maßnahmen (Karte)

Römerstraße Neckar-Alb-Aare

Römerstraße Cannstatt – Pforzheim

Ast von der Römerstraße Cannstatt – Pforzheim nach Vaihingen

Ochsenstraße

LiDAR

Spurensuche

Quellen und weiterführende Literatur und Links

Hinweise und Danksagungen


Via Rheni nördlich von Dagersheim am 16.02.2015 mit alter, teilweise zerstörter Gruhe, einer ehemals markanten Linde und einem uralten Unterstandhäuschen. Rechts des Häuschens ist der Verlauf der Via Rheni in nordwestlicher Richtung zu erkennen. Ab hier nach rechts verlief die Via Rheni Ende der 15. / Anfang des 16. Jahrhunderts über Warmbronn. Die heutige Straße dürfte in etwa der damaligen Trasse folgen.
Via Rheni - Verzweig nördlich von Dagersheim am 16.02.201